
Aus der Ferne betrachtet haben Inselberge meist eine graue oder bräunliche Farbe. Diese Färbung ist auf Kryptogamen zurückzuführen, die einen fast durchgehenden Biofilm auf allen freiliegenden Felsen bilden. Sie bilden eine epilithische und teilweise auch endolithische kryptogamische Kruste, die aus Cyanobakterien, Flechten und Pilzen besteht. Diese Organismen sind extrem tolerant gegenüber Hitze, hoher Strahlenbelastung und überleben sogar vollständige Austrocknung.


Lösungsprozesse auf größtenteils flachen, felsigen Oberflächen haben zur Entstehung von Vertiefungen unterschiedlicher Größe und Tiefe geführt. Felsbecken können während der Regenzeit mehrere Tage bis zu vielen Wochen lang mit Wasser gefüllt sein. Sie können hochspezialisierte Wasserpflanzen enthalten. Felsbecken-Spezialisten sind an die Unvorhersehbarkeit längerer Dürreperioden angepasst. Zu den Spezialisten für Felsenbecken gehören Mitglieder verschiedener Angiospermenfamilien wie Aponogetonaceae (Aponogeton), Cyperaceae (Cyperus), Haloragaceae (Myriophyllum), Linderniaceae (Lindernia), Lythraceae (Rotala) und Scrophulariaceae (Dopatrium). Darüber hinaus umfasst die farnähnliche Gattung Isoetes (Isoetaceae) eine Reihe von Arten, die ausschließlich in Felsenbecken vorkommen. Diese nur saisonal verfügbaren aquatischen Lebensräume weisen eine hohe räumliche und zeitliche Dynamik (d.h. Artenwechsel) auf, was es schwierig macht, ihren Bestand über längere Zeiträume vorherzusagen. In tropischen Regionen Afrikas sind sogenannte Schleiflöcher auf Inselbergen weit verbreitet, die in der Vergangenheit durch menschliche Aktivitäten (d.h. das Mahlen von Getreide) entstanden sind. Schleiflöcher haben oft eine ovale Form mit einer Länge von 20 bis 30 cm. Heutzutage bilden sie künstliche Lebensräume, die von Wasserpflanzen, Amphibien und Insektenlarven besiedelt werden.



Auf vielen tropischen Inselbergen kommen mattenbildende Monokotyledonen vor. Die von ihnen gebildeten Matten sind buchstäblich mit dem darunterliegenden Fels verklebt und lassen sich (mit Kraftaufwand) wie ein Teppich abheben. Oft sind die Matten kreisförmig und erreichen einen Durchmesser von mehreren Metern. Viele bekannte Mattenbildner sind austrocknungstolerant und haben einen strauchartigen Wuchs. Besonders wichtig sind Mitglieder der Cyperaceae (Trilepideae: Afrotrilepis, Coleochloa, Microdracoides, Trilepis) und der Velloziaceae (Vellozia, Xerophyta). Bemerkenswert ist, dass sie eine gondwanische Verbreitung aufweisen, wobei der Südosten Brasiliens, Ostafrika und Madagaskar die Zentren ihrer Vielfalt sind. Ihre Stängel bestehen hauptsächlich aus Adventivwurzeln, die ein Velamen radicum (ein Gewebe aus abgestorbenen Rhizodermiszellen) besitzen. Seine Funktion ist die schnelle Aufnahme von Wasser während des Regens. Sowohl in Südamerika als auch in Afrika bieten die Stängel der austrocknungstoleranten Cyperaceae und Velloziaceae Wachstumsorte für hochspezialisierte epiphytische Orchideen. Erst kürzlich konnte gezeigt werden, dass bestimmte Poaceaen ebenfalls austrocknungstolerante Mattenbildner auf Inselbergen sind. In verschiedenen Teilen Indiens bildet die Gattung Tripogon Matten auf Felsvorsprüngen, die derzeit erforscht werden. Eine der wichtigsten Mattenbildner auf madagassischen Inselbergen ist Styppeiochloa hitchcockii. Bislang wurde übersehen, dass auch diese Art austrocknungstolerant ist. Ebenso austrocknungstolerant und matten- oder polsterbildend (aber nicht mit dem darunterliegenden Gestein verklebt) sind verschiedene Arten von Borya (Boryaceae) auf australischen Inselbergen. Auch sie haben Stängel, die hauptsächlich aus Adventivwurzeln mit einem Velamen radicum bestehen. Auf südamerikanischen Inselbergen sind zahlreiche Bromelien (z. B. Arten von Alcantarea, Encholirium, Pitcairnia, Tillandsia, Vriesea) sehr auffällige Mattenbildner. Sie sind nicht austrocknungstolerant, besitzen aber sukkulente Blätter (z. B. Encholirium) oder speichern Wasser extern in Tanks (z. B. Alcantarea). Häufig kommen Bromelien in artenreichen Matten vor, in denen sie zusammen mit austrocknungstoleranten Arten und Kakteen (z. B. Coleocephalocereus spp.) wachsen. Bestimmte Mitglieder der Gattung Vriesea besiedeln ausschließlich steile, vertikale Felshänge und sind an nur leicht geneigten Hängen nicht zu finden. Obwohl sie nicht zu den Angiospermen gehören, ist es erwähnenswert, dass die farnähnliche Selaginella (Selaginellaceae) zusammen mit austrocknungstoleranten Mattenbildnern auf Inselbergen in gemäßigten (z. B. im Südosten der USA) und tropischen Regionen (sowohl in den Neotropen als auch in den Paläotropen) vorkommt. Bekannte Beispiele aus Brasilien sind S. convoluta und S. sellowii.


An leicht geneigten Felshängen kommt während der Regenzeit eine kurzlebige Vegetationsgemeinschaft (Ephemeral flush vegetation, EFV) vor. Diese Gemeinschaft entwickelt sich auf sehr flachen Substraten, wo mehrere Wochen oder Monate lang Sickerwasser verfügbar ist. Typischerweise ist das Substrat nicht nur flach, sondern auch nährstoffarm. Der floristische Reichtum der EFV kann sehr hoch sein (in Teilen des tropischen Afrikas und Madagaskars). Besonders typisch sind Familien wie Eriocaulaceae, Xyridaceae sowie die carnivoren Droseraceae und Lentibulariaceae. Die meisten ihrer Arten sind kurzlebige Einjährige, die in der Trockenzeit eine Samenbank bilden. Darüber hinaus können Geophyten reichlich vertreten sein. Vor allem EFV-Gemeinschaften auf madagassischen Inselbergen sind sehr reich an geophytischen Orchideen. Zum Höhepunkt der Regenzeit bieten zahlreiche Arten von z. B. Disa, Cynorkis und Habenaria eine reichhaltige Pracht farbenfroher Blüten. Häufig übersehen werden Mitglieder der farnartigen Gattungen Isoetes (Isoetaceae) und Ophioglossum (Ophioglossaceae). Arten der Lentibulariaceae (Genlisea spp., Utricularia spp.) verfügen über hochentwickelte unterirdische Fallen, um Beute anzulocken, zu fangen und zu verdauen. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, dass bestimmte Arten von Genlisea (z. B. G. margaretae) und Utricularia (z. B. U. gibba) bekannt dafür sind, die kleinsten Genome innerhalb der Angiospermen zu besitzen, d.h. sogar kleiner als das Genom von Arabidopsis thaliana.